Heilung von beiderlei Glück - Francesco Petrarca

Die Heilung von beiderlei Glück

Ein kurzes Vorwort

Die Frage nach dem Glück im Leben ist vermutlich so alt, wie die Menschheit selbst. Zu dieser Frage wurde schon vor fast 700 Jahren ein Buch geschrieben, das sich viele Jahrhunderte in ganz Europa verbreitete. Wir würden heute von einem Bestseller sprechen. Doch irgendwann ist es wieder in Vergessenheit geraten, und heute kennt es kaum noch jemand, was vermutlich kein Zufall ist. Das Buch stammt von Francesco Petrarca, der 1304 in Italien geboren wurde, also gerade 44 Jahre nach Meister Eckhart. Es wurde ursprünglich in lateinischer Sprache mit dem Titel „De remediis utriusque fortunae“ (Die Heilmittel für beiderlei Glück) geschrieben und entstand als sein letztes großes Werk im Alter zwischen 1354 und 1366 vor allem in Mailand, wo er am Rande der Stadt die nötige Ruhe dazu fand (siehe nachfolgendes Bild).

Zu diesem Buch erschien 1532, also über 160 Jahre später, in Augsburg eine deutsche Übersetzung mit dem Namen: „Von der Artzney bayder Glück, des guten und widerwärtigen. Und weß sich ein jeder in Gelück und Unglück halten soll.“ Dazu entstanden von einem unbekannten Meister, den man später Petrarca-Meister nannte, über 250 vorzügliche Holzschnitte zur Illustra­tion. Auch dieses Buch mit fast 700 gedruckten Seiten fand große Verbreitung und wurde noch bis in das 17. Jahrhundert aufgelegt. Buch und Illustrationen gewähren einen wunderbaren Einblick in das damalige Leben und Denken. Und man wird dabei das Gefühl nicht los, daß sich die inneren menschlichen Probleme seit dieser Zeit kaum geändert haben. Auch damals gab es schon seltsame Vorstellungen vom „Glück im Leben“. Entsprechend versucht das Buch mit Hilfe der Vernunft in einer Art Zwiegespräch, diese inneren Knoten zu lösen und den Geist etwas beweglicher zu machen. Wir denken, dieses Thema ist auch heute wieder sehr aktuell, und vielleicht wäre es gut, mal wieder auf die Vernunft zu hören.

Petrarcameister - Francesco Petrarca

In diesem ersten Holzschnitt wird vermutlich Petrarca selbst dargestellt, in sein Inneres zurückgezogen, das einem grünen Garten gleicht, wo ihm ein Diener (vielleicht das Denken oder die Weisheit) aus einer Quelle, die aus der Tiefe bzw. Höhe zufließt, das Wasser der Intuition schöpft, womit er sein Werk verfaßt. Dazu sieht man noch viele andere Symbole, die den Dichter bezeichnen, bis zu den seltsamen Stöcken, die vor der Tür liegen und an weggeworfene Wanderstöcke erinnern, oder die wunderliche rauchende Esse auf dem Dach.

Über diese Holzschnitte, die sich durch das ganze deutschsprachige Buch ziehen, wurde schon viel spekuliert und geforscht. Sie gelten als Meisterwerke der damaligen Holschnitt-Kunst und sind voller Symbolik, die sich unseren heutigen Augen nur noch teilweise offenbart. Die Bilder wurden eingefügt, weil damals viele Menschen nicht lesen konnten, weder das Latein der Gelehrten noch ihre deutsche Muttersprache, und man muß annehmen, daß die Botschaften in den Bildern damals sogar im Volk „selbstverständlich“ waren. Kenner meinen, sie wurden nach den Angaben und Wünschen von Sebastian Brant zur deutschen Ausgabe um 1520 vermutlich sogar im Dunstkreis von Albrecht Dürer gemalt und gefertigt, obwohl es kaum vorstellbar ist, daß man einem Maler so eine genial-komplexe Symbolik erklären kann, ohne daß er selbst die kreative Hauptarbeit dazu leistet. Denn die Symbolik der Bilder reicht oft über den Text hinaus oder hat zumindest die gleiche geistige Tiefe, wie der Text selbst.

So möchten wir versuchen, zu den Bildern einige kurze Kommentare zu schreiben. Aus kunsthistorischer Sicht stützen wir uns dabei auf die unten aufgelisteten Quellen, vor allem auf die Forschungsergebnisse von Walther Scheidig, und aus geistiger Sicht auf den Text selbst sowie die weltanschaulichen Überlieferungen des spätmittelalterlichen Theologen und Philosophen Meister Eckhart. Dabei geht es natürlich darum, zum weiteren Nachdenken anzuregen, oder wie es bei Goethe im Faust I heißt:

Mein Freund, die Zeiten der Vergangenheit
Sind uns ein Buch mit sieben Siegeln.
Was ihr den Geist der Zeiten heißt,
Das ist im Grund der Herren eigner Geist,
In dem die Zeiten sich bespiegeln.


Inhaltsverzeichnis

An Azzo - Vorrede in Briefform
Das erste Buch - Von der Heilung des Glücks

1.1. Vom blühenden Alter und der Hoffnung auf langes Leben
1.2. Von schöner Gestalt des Leibes
1.3. Von glückseliger Gesundheit
1.4. Von wiedergegebener Gesundheit
1.5. Von den Kräften des Leibes
1.6. Von der Behendigkeit des Leibes
1.7. Vom Verstand
1.8. Vom Gedächtnis
1.9. Vom Wohlreden und Rezitieren
1.10. Von der Tugend
1.11. Von der Meinung der Tugend
1.12. Von der Weisheit
1.13. Von der Geistlichkeit (bzw. Religion)
1.14. Von Freiheit und Leibeigentum
1.15. Von hochrühmlichem Vaterland
1.16. Von adeligem Ursprung
1.17. Von glückseliger Geburt
1.18. Von reicher Speise
1.19. Von Gastwirtschaften
1.20. Von Kleidung und Schmuck des Leibes
1.21. Von Ruhe und Müßigkeit
1.22. Von lieblichem und süßem Duft
1.23. Von Gesang und süßer Melodie
1.24. Vom Tanzen
1.25. Von der Kurzweil des Ballwerfens
1.26. Vom Brett- und Schachspiel
1.27. Vom Glück des Würfelspiels
1.28. Von Kurzweil der Schalksnarren
1.29. Von Kurzweil des Ringens und Wettkämpfens
1.30. Von mancherlei Spektakel der Römer
1.31. Von einem schnellen Pferd
1.32. Von der Jagd mit Hunden und Greifvögeln
1.33. Von vielen Dienern
1.34. Von herrlichen Häusern
1.35. Von starken und festen Burgen
1.36. Von kostbarem Hausrat
1.37. Von Perlen und Edelsteinen
1.38. Von Edelsteinbechern und Trunkenheit
1.39. Von edlen Schmuck- und Siegelsteinen
1.40. Von bemalten Tafeln
1.41. Von kunstfertigen Statuen
1.42. Von korinthischen Gefäßen
1.43. Von der Menge und Fülle der Bücher
1.44. Vom Ruhm der Schriftsteller
1.45. Von magisterlicher Würde
1.46. Von mancherlei Titeln der Kunst und Lehre
1.47. Von königlichen Ämtern
1.48. Von der Ritterschaft
1.49. Von der Freundschaft der Könige
1.50. Vom Überfluß der Freunde
1.51. Von unbekannten Freunden
1.52. Von einem treuen Freund
1.53. Vom Überfluß des Reichtums
1.54. Vom Finden in der Goldgrube
1.55. Vom Finden eines Schatzes
1.56. Vom Gewinn durch Wucher
1.57. Vom fruchtbaren Feld
1.58. Vom schönen Lustgarten
1.59. Von der Viehzucht
1.60. Von Elefanten und Kamelen
1.61. Von Affen und leidenschaftlichen Tieren
1.62. Von Pfauen, Hühnern, Bienen und Tauben
1.63. Von Fischteichen
1.64. Von geschwätzigen und singenden Vögeln
1.65. Von scheinbarer Ehe
1.66. Von einem schönen Weib
1.67. Von einer fruchtbaren und redseligen Ehefrau
1.68. Von großer Mitgift
1.69. Von angenehmer Liebschaft
1.70. Von der Geburt vieler Kinder
1.71. Vom lieblichen Kinde
1.72. Von wunderschönen Kindern
1.73. Von einem starken und mutigen Sohn
1.74. Von einer keuschen Tochter
1.75. Von einem guten Schwiegersohn
1.76. Von der zweiten Hochzeit
1.77. Vom Verheiraten der Kinder
1.78. Von den Enkeln
1.79. Von adoptierten Kindern
1.80. Von einem vortrefflichen Lehrer
1.81. Von einem vorzüglichen Schüler
1.82. Von einem vornehmen Vater
1.83. Von der lieben Mutter
1.84. Von lieben Brüdern und frommen schönen Schwestern
1.85. Von einem guten Herrn
1.86. Von klarer Luft
1.87. Vom glücklichen Segeln
1.88. Vom sicheren Hafen
1.89. Vom Entkommen aus dem Gefängnis
1.90. Von einem ruhigen Leben
1.91. Von Macht und Gewalt
1.92. Von großem Ruhm
1.93. Von großzügigen Gaben
1.94. Von der Liebe des Volkes
1.95. Von erlangter Tyrannei
1.96. Von Königreich und Imperium
1.97. Von einer mächtigen Armee
1.98. Von einer bewaffneten Flotte
1.99. Von Kriegsmaschinen und Kanonen
1.100. Vom angesammelten Schatz
1.101. Vom Rachenehmen
1.102. Von der Hoffnung auf Sieg
1.103. Vom Sieg
1.104. Vom Tod des Feindes
1.105. Von der Hoffnung auf Frieden
1.106. Von Frieden und Waffenstillstand
1.107. Vom Papsttum
1.108. Vom Glücksgefühl
1.109. Von der Hoffnung
1.110. Von der Erwartung einer Erbschaft
1.111. Von der Alchemie
1.112. Vom Versprechen der Wahrsager
1.113. Von angenehmen Gerüchten
1.114. Vom Warten auf Freunde und Verwandte
1.115. Von der Erwartung besserer Zeiten
1.116. Von der Hoffnung auf Fürsten
1.117. Von der Hoffnung auf Ruhm nach dem Tod
1.118. Vom Ruhm durch Bauwerke
1.119. Von der Hoffnung auf Ruhm durch Gesellschaft
1.120. Von vielen Hoffnungen
1.121. Von der Hoffnung auf Seelenfrieden
1.122. Von der Hoffnung auf ewiges Leben

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Das zweite Buch - Von der Heilung des Unglücks

Vorrede zum Zweiten Buch
2.1. Von der Häßlichkeit des Körpers
2.2. Von der Schwäche des Körpers
2.3. Von schlechter Gesundheit
2.4. Von unedler Heimat
2.5. Von unedler Abstammung
2.6. Von schändlicher Geburt
2.7. Von der Knechtschaft und Leibeigenschaft
2.8. Von der Armut
2.9. Von erlittenen Verlusten
2.10. Von magerer Nahrung
2.11. Von ärmlicher Geburt
2.12. Von der Last vieler Kinder
2.13. Vom Verlust des Geldes
2.14. Von Bürgschaften
2.15. Vom Verlust der Zeit
2.16. Vom Verlust im Würfelspiel
2.17. Vom Verlust der Braut an einen anderen
2.18. Vom Verlust der Ehefrau
2.19. Von unangenehmer Ehefrau
2.20. Von entführter Ehefrau
2.21. Von untreuer Ehefrau
2.22. Von unfruchtbarer Ehefrau
2.23. Von verwöhnter Tochter
2.24. Von der Schuld durch andere
2.25. Von eigener Schande
2.26. Von unwürdigem Lob
2.27. Von untreuen Freunden
2.28. Von Undankbaren
2.29. Von bösartigen Dienern
2.30. Von flüchtigen Dienern
2.31. Von lästiger Nachbarschaft
2.32. Von Feindschaften
2.33. Vom Unvermögen zur Rache
2.34. Vom Haß des Volkes
2.35. Vom Neid
2.36. Von der Verachtung
2.37. Von unerfüllten Versprechen
2.38. Von der Ablehnung
2.39. Von ungerechten Herren
2.40. Vom unwissenden Lehrer
2.41. Vom unbelehrbaren und stolzen Schüler
2.42. Von einer stolzen Stiefmutter
2.43. Von der Härte des Vaters
2.44. Von einem ungehorsamen Sohn
2.45. Von streitsüchtigen Brüdern
2.46. Vom Verlust des Vaters
2.47. Vom Verlust der Mutter
2.48. Von einem verlorenen Sohn
2.49. Vom tödlichen Sturz eines Kindes
2.50. Vom Sohn, den ein Fremder gezeugt hat
2.51. Vom verlorenen Bruder
2.52. Vom Tod eines Freundes
2.53. Von der Abwesenheit des Freundes
2.54. Von schwerem Schiffbruch
2.55. Vom Feuerbrand
2.56. Von schwieriger Arbeit
2.57. Vom harten Weg zu Fuß
2.58. Von einem unfruchtbaren Jahr
2.59. Von einem bösen und stolzen Gutsverwalter
2.60. Von Dieben
2.61. Vom Raubüberfall
2.62. Vom Betrug
2.63. Von einem zu kleinen Haus
2.64. Vom Gefängnis
2.65. Von der Folter
2.66. Vom ungerechten Urteil
2.67. Von der Verbannung ins Exil
2.68. Von der Belagerung der Heimatstadt
2.69. Von zerstörter Heimatstadt
2.70. Von der Angst, im Krieg zu verlieren
2.71. Von einem närrischen und unbeherrschten Mitkämpfer
2.72. Von einem unvorsichtigen und unbeherrschten Feldherrn
2.73. Von einer unglücklichen Schlacht
2.74. Vom inneren Bürgerkrieg
2.75. Von innerlicher Feindschaft
2.76. Vom zweifelhaften Stand
2.77. Von zugefügten Wunden
2.78. Von einem König ohne Sohn
2.79. Vom verlorenen Königreich
2.80. Vom Verrat
2.81. Vom Verlust der Alleinherrschaft
2.82. Vom Verlust der eigenen Burg
2.83. Vom hohen Alter
2.84. Von der Gicht
2.85. Von der Krätze
2.86. Von der Schlaflosigkeit
2.87. Von Albträumen
2.88. Vom lästigen Ruhm des eigenen Namens
2.89. Über den Schmerz des schlechten Verhaltens
2.90. Vom Ärger über Kleinigkeiten
2.91. Von der Angst vor Erdbeben
2.92. Von der weitverbreiteten Pest
2.93. Von Traurigkeit und Elend
2.94. Von Zahnschmerzen
2.95. Von kranken Beinen
2.96. Vom Verlust der Augen
2.97. Vom Verlust des Gehörs
2.98. Von der Lebensmüdigkeit
2.99. Vom Übergewicht des Körpers
2.100. Von der Trägheit des Verstandes
2.101. Vom schlechten und schwachen Gedächtnis
2.102. Vom Mangel an Beredsamkeit
2.103. Vom Verlust der Zunge und Sprache
2.104. Vom Mangel an Tugend
2.105. Vom Geiz
2.106. Von Neid und Mißgunst
2.107. Von Wut und Zorn
2.108. Von der Völlerei
2.109. Von geistiger Trägheit
2.110. Von sexueller Wollust
2.111. Von überheblichem Stolz
2.112. Vom Fieber
2.113. Von Koliken und Ohnmacht
2.114. Von Schmerzen am ganzen Körper
2.115. Vom Wahnsinn
2.116. Von der Angst vor Gift
2.117. Von der Angst vor dem Tod
2.118. Vom freiwilligen Selbstmord
2.119. Vom Tod
2.120. Vom vorzeitigen Tod
2.121. Vom gewaltsamen Tod
2.122. Vom schändlichen und ehrlosen Tod
2.123. Vom plötzlichen Tod
2.124. Vom Krankwerden in der Fremde
2.125. Vom Sterben in der Fremde
2.126. Vom Sterben in Sünde
2.127. Vom Sterben in Sorge um Güter und Kinder
2.128. Vom Sterben in Sorge um die Ehefrau
2.129. Vom Sterben in Sorge um das Heimatland
2.130. Vom Sterben in Sorge um den Ruhm nach dem Tod
2.131. Vom Sterben ohne Kinder
2.132. Vom Sterben ohne Beerdigung

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Anhang 1: Mittelalterliche Symbolik und Kleidung

Hier folgt ein kurzer Überblick über Kleidung und Symbole, welche der Petrarca-Meister um 1500 für die verschiedenen Stände und Berufe verwendete. Wir stützen uns hier zunächst auf eine Liste von Walther Scheidig.

Ärzte: tragen den Doktorhut in Form eines kleinen Baretts, Mäntel mit Armschlitzen, oft mit Pelzkragen. Ihre Tracht kennzeichnet sie als Gelehrte und Bürger (siehe Bilder 1.4 und 2.3). Von den Ärzten werden die Bader unterschieden, die ohne Barett und Mantel auftreten und z.B. als Chirurgen arbeiten (Bild 2.96).

Bauern: tragen gegürtete Kittel, am Gürtel oft einen Beutel, dazu ein kurzes Schwert oder langes Messer. Ihre Mützen schmücken fast immer kurze Hahnenfedern. Unter der Mütze wird je nach Jahreszeit ein Kopfschützer getragen, der auch breit über die Schultern fällt und am untersten Abschluß mit einer Borde verziert ist (Bilder 1.16 1.24 1.32 1.57 1.85). Bauernmädchen werden durch lang herabhängende Zöpfe von Bürgermädchen unterschieden (Bild 1.24).

Bergleute: sind wie „Heinzelmännchen“ in eine Kapuzentracht gekleidet, die „Heinzelmännchen-Tracht“ ist die alte Bergmannskleidung (Bild 1.54).

Bischöfe: tragen wie bekannt die Mitra und den Bischofstab (Bilder 1.16 1.92).

Boten: tragen auf dem Oberkleid an ihrer linken Brust das Wappen ihres Herrn (Bild 1.113).

Doktoren: tragen den Doktorhut in Form eines kleinen Baretts und dazu meist den Mantel mit Pelzbesatz (Bilder 1.8 1.45).

Fürsten: tragen Fürstenhut, Hermelinumhang und Schulterkette (Bild 1.16).

Grafen: tragen einen turbanähnlichen Grafenhut, eine Schulterkette und einen Pelzmantel ohne Hermelin (Bild 1.16).

Handwerker: tragen als Gesellen üppige Jacken mit reicher Schlitzung, auch geschlitzte kurze Hosen, dazu Landsknechtshut und Dolch (Bild 1.40). Als Meister haben sie einen schlichten gegürteten Kittel und am Gürtel oft ein kurzes Schwert. Ihre Kopfbedeckung ist ein steifer, runder, niedriger oder höherer Hut, oft aus Pelz (Bild 1.15).

Hirten: sind wie die Bauern gekleidet, doch tragen dazu einen Keulenstab, manchmal auch Schulterriemen und eine Pelerine aus Schilf oder Stroh (Bild 1.96).

Jäger: sind wie Bauern und Hirten gekleidet. Sollen sie ausdrücklich unterschieden werden, dann tragen sie ein Horn am Gürtel oder führen Saufeder oder Hund (Bild 1.96).

Kaiser: tragen eine hohe Krone, Hermelinmantel oder -umhang, Schulterkette und manchmal den Reichsapfel (Bilder 1.14 1.16).

Kardinäle: tragen die bekannte Tracht mit Kardinalshut und Kapuze (Bilder 1.16 1.92).

Könige: tragen eine niedrige Krone mit Zacken oder einen Kronreif, dazu Hermelinumhang und Schulterkette (Bilder 1.12 1.16 2.e1).

Landsknechte: tragen übertrieben geschlitzte Kleidung, oft an beiden Körperhälften verschieden, dazu phantastische Baretts mit vielen Federn und als Waffen lange Schwerter und Dolche (Bilder 1.27 1.48).

Mägde: erscheinen wie Bauernmädchen mit langen Zöpfen und tragen lange faltige Röcke (Bild 1.36).

Mönche: zeigen Tonsur und Kutte mit Kapuze (Bild 1.13).

Narren: tragen manchmal Zatteltracht (Bilder 1.93 2.100), aber immer die Narrenkappe mit Eselsohren und Schellen (Bilder 1.93 2.40 2.41 2.100).

Nonnen: tragen Ordenstracht mit großer gesteifter Haube (Bild 1.13).

Orientalen, Inder usw.: werden durch einen Turban und oft auch durch ein Krummschwert gekennzeichnet (Bild 1.22).

Päpste: tragen die dreifache Krone (Bilder 1.16 1.92).

Patrizier (vornehme und wohlhabende Bürger): tragen gern Klappmützen, dazu pelzbesetzte Mäntel mit Armschlitzen, manchmal auch Schulterketten und ein langes Schwert als Waffe (Bilder 1.11 1.16).

Pilger: gehen mit dem langen Pilgerstab und haben ein Pilgerzeichen aus gekreuzten Pilgerstäben am Mantel oder am Hut, oft auch einen Rosenkranz am Gürtel (Bilder 2.53 2.57).

Richter: sind am glatten Richterstab in der Hand zu erkennen. Sie tragen im Amte die Kopfbedeckung in Art einer phrygischen Mütze oder einer hohen Klappmütze (Bilder 1.9 1.47).

Ritter: tragen meist einen gegürteten und reich gefältelten Rock, dazu Kniehosen und oft geschnürte Gamaschen. Ihre Waffe ist ein langes Schwert. Im Kampf oder Turnier sind sie gepanzert und tragen auf dem Helm sehr lange und herabhängende Federbüsche (Bilder 1.11 1.32).

Weise oder Philosophen: sind an einer turbanähnlichen Kopfbedeckung erkennbar, die oft mit einem Teil sackartig auf den Rücken fällt. Dazu tragen sie meist togaartige Mäntel (Bilder 1.12 1.46 1.117).

Zigeuner: tragen eine turbanartige Kopfbedeckung wie Orientalen. Sie haben jedoch keine Waffen, sind unordentlich gekleidet und gehen als einzige barfuß (Bild 1.112).


Verwendete Quellen / Literaturverzeichnis

Altdeutsche Quellen:
Von der Artzney bayder Glück, des guten und widerwertigen, Francesco Petrarca, Augsburg 1532
Hülff, Trost und Rath in allen anligen der Menschen, Trostbuch, Francesco Petrarca, Frankfurt am Main 1559

Lateinische Quellen:
FRANCISCI PETRARCHAE FLORENTINI, PHILOSOPHI, ORATORIS..., Band 1, Per Sebastianum Henricpetri 1581
De remediis utriusque fortunae: libri duo, Francesco Petrarca, 1613

Lateinisch-Französische Übersetzung:
Les remèdes aux deux fortunes, Pétrarque, Christophe Carraud, Jérôme Millon, 2002

Lateinisch-Englische Übersetzung:
Petrarch's Remedies for Fortune Fair and Foul, Conrad H. Rawski, Indiana University Press, 1991

Weitere Teilübersetzungen, die wir ebenfalls zu Rate ziehen:
DISSZERTÁCIÓ, PETRARCA, A LÉLEKVEZETŐ, Lengyel Réka, Szegedi Tudományegyetem 2011
Francesco Petrarca: A jó- és a balszerencse orvosságai, Lengyel Réka
Heilmittel gegen Glück und Unglück : lateinisch-deutsche Ausgabe in Auswahl, Rudolf Schottlaender / Eckhard Keßler, Wilhelm Fink Verlag 1988
Francesco Petrarca on panel painting and sculpture, Universität Heidelberg, 2014

Kunsthistorische Quellen:
Holzschnitte des Petrarca-Meisters, Walther Scheidig, Henschelverlag Berlin, 1955
Altdeutsches Bilderbuch, Wilhelm Fraenger, Stubenrauch, 1930
Holzschnitte von Hans Weiditz, Max Friedländer, Berlin, 1922
Hans Weiditz, der Petrarkameister, Heinrich Röttinger, Strassburg 1904

Ausführliche Lebensbeschreibung von Jacques Francois Paul Aldonce de Sade. Hier findet man z.B. eine leicht gekürzte Version der Einleitung zum ersten Buch, ein Statement zur großen Verbreitung und den Gründen der späteren Vergessenheit und eine ausführliche Beschreibung zu Petrarcas Freund Azzo de Correggio:
Nachrichten zu dem Leben des Franz Petrarca, Band 1, Ausgabe 2, Meyer 1774
Nachrichten zu dem Leben des Franz Petrarca, Band 2, Ausgabe 2, Meyer 1777
Nachrichten zu dem Leben des Franz Petrarca, Band 3, Ausgabe 2, Meyer 1779

Die Zitate von Meister Eckhart stammen aus folgendem Buch, das sehr zu empfehlen ist, um das damalige Weltbild näher kennen zu lernen. Den erklärenden Teil der Einleitung sollte man allerdings zuletzt lesen, sofern man dem Text unvoreingenommen begegnen möchte:
Meister Eckhart, Deutsche Predigten und Traktate, Diogenes 1979

Damit haben wir den Text aus den englischen, französischen, lateinischen, deutschen und ungarischen Quellen in unser heutiges Deutsch übertragen, zumindest soweit wir es verstehen konnten. Darüber hinaus haben wir auch die Holzschnitte des Petrarca-Meisters per Hand nachkoloriert, um die vielen Details besser zu verdeutlichen. Für Hinweise, Fehlerkorrekturen oder Erweiterungen sind wir natürlich jederzeit dankbar.

Viel Freude und Inspiration beim Lesen wünschen,
Undine & Jens